Die mysteriösesten Orte Italiens – Teil 4: Der versunkene Kirchturm im Lago di Resia

 

Die mysteriösesten Orte Italiens – Teil 4: Der versunkene Kirchturm im Lago di Resia

Reise-Tagebuch, Südtirol, Herbstanfang

Es gibt Orte, die wirken wie ein Bild aus einem Traum. Der Lago di Resia gehört dazu. Mitten im See ragt ein alter Kirchturm aus dem Wasser, einsam, still, fast trotzig. Ich stand am Ufer, und für einen Moment war ich unsicher: surreal oder real?

Erste Begegnung

Der Wind blies kühl über den See. Auf der Wasseroberfläche kräuselte sich das Licht, und dazwischen – dieser Turm. Ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Kein Denkmal, kein Kunstprojekt, sondern das letzte sichtbare Fragment eines Dorfes, das verschwunden ist.

Man sagt, im Winter, wenn der See zufriert, könne man direkt zum Turm hinübergehen. Ich stelle mir vor, wie man über das Eis läuft, der Schatten des Turms unter einem, das Knacken des gefrorenen Wassers – unheimlich und faszinierend zugleich.

Geschichte, die bleibt

Das Dorf Graun existierte hier bis in die 1950er Jahre. Dann wurde ein Stausee geplant, um Energie zu gewinnen. Die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen, ganze Familien wurden umgesiedelt. Der See wurde geflutet, und nur der Kirchturm blieb stehen. Heute ist er das stille Zeugnis dieser Entscheidung – schön anzusehen, aber mit einem bitteren Kern.

Persönlicher Moment

Ich saß eine Weile auf einer Bank am Ufer. Touristen kamen, machten Fotos, gingen weiter. Doch wenn man länger hinsieht, spürt man etwas anderes: die Abwesenheit. Man stellt sich vor, unter der Wasseroberfläche liegen Straßen, Höfe, Gärten. Vielleicht sogar noch kleine Dinge, die niemand herausgeholt hat.

Ein älterer Mann, der neben mir stand, sagte plötzlich: „Meine Großmutter hat mir erzählt, wie sie damals ausziehen mussten. Alles ging so schnell.“ – Mehr sagte er nicht. Aber in dem Moment wurde klar: Der Turm ist nicht nur ein Fotomotiv, sondern eine offene Wunde.

Wenn das Licht kippt

Am schönsten – oder am unheimlichsten – wirkt der Turm in der Abenddämmerung. Wenn der Himmel rosa wird, der See sich verdunkelt und nur die Silhouette bleibt. Man könnte meinen, er schaut wachsam über das Wasser, als würde er die Geschichte nicht loslassen.


FAQ – Lago di Resia / Reschensee

Wo liegt der Lago di Resia?
Im Vinschgau, Südtirol, nahe der Grenze zur Schweiz und zu Österreich.

Was ist die Geschichte des versunkenen Dorfes?
In den 1950er Jahren wurde das Dorf Graun geflutet, um einen Stausee zu schaffen. Rund 150 Familien mussten umgesiedelt werden.

Kann man den Turm besuchen?
Im Sommer nur vom Ufer oder mit Booten sichtbar. Im Winter, wenn der See zufriert, kann man direkt zum Turm laufen.

Ist der See künstlich oder natürlich?
Er ist ein Stausee, also künstlich angelegt.

Gibt es Führungen oder Informationen vor Ort?
Ja, es gibt Schautafeln und gelegentlich geführte Touren, die die Geschichte der Region erklären.

Wann ist die beste Zeit für einen Besuch?
Frühling und Herbst – dann ist weniger los und das Licht besonders schön. Im Winter für das Erlebnis des zugefrorenen Sees.

Kann man im Lago di Resia schwimmen?
Nein, offiziell nicht. Das Wasser ist sehr kalt und der See dient als Speicherbecken.


Labels:
Lago di Resia, Reschensee, Südtirol, versunkenes Dorf, mysteriöse Orte, Lost Places Italien, Reisetagebuch

Meta-Beschreibung:
Der Lago di Resia in Südtirol ist berühmt für seinen versunkenen Kirchturm. Ein künstlicher Stausee, ein verschwundenes Dorf und eine Geschichte, die den Ort geheimnisvoll und traurig zugleich macht.

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