Die mysteriösesten Orte Italiens – Teil 2: Die Katakomben der Kapuziner in Palermo
Die mysteriösesten Orte Italiens – Teil 2: Die Katakomben der Kapuziner in Palermo
Reise-Tagebuch, Sizilien, Hochsommer
Es war einer dieser Tage, an denen Palermo brütend heiß war. Der Asphalt klebte, die Luft stand still. Eigentlich hätte ich Lust auf Gelato gehabt. Stattdessen fand ich mich vor einem unscheinbaren Kloster wieder, das eine der wohl bizarrsten Sehenswürdigkeiten Italiens verbirgt: die Kapuziner-Katakomben.
Erster Eindruck
Der Eingang ist unspektakulär. Ein schmaler Gang, kühle Luft schlägt mir entgegen. Nach ein paar Stufen nach unten ändert sich die Stimmung. Plötzlich stehen sie da: Reihen von Mumien, manche in Mönchskutten, andere in zerschlissener Alltagskleidung. Gesichter, die längst keine Gesichter mehr sind, aber trotzdem eine Art Ausdruck bewahrt haben. Es wirkt wie eine Galerie des Todes – nur eben nicht abstrakt, sondern erschreckend konkret.
Ich gebe zu: Mein erster Impuls war, den Blick abzuwenden. Aber dann blieb ich hängen. An den Händen, die wie Wachs wirkten. An einem alten Hut, der auf einem Schädel thronte. Und an den Augenhöhlen, die man unwillkürlich zu meiden versucht.
Ein Ort, der mehr Fragen stellt als Antworten gibt
Die Katakomben sind keine „normale“ Gruft. Ab Ende des 16. Jahrhunderts begannen die Kapuzinermönche, Verstorbene nicht nur zu bestatten, sondern zu konservieren. Man experimentierte mit verschiedenen Methoden: Austrocknen, spezielle Balsamierungen, sogar Essigbäder. Das Ergebnis: rund 8.000 Mumien, verteilt auf mehrere Gänge.
Einige von ihnen wirken fast lebendig. Die berühmteste ist das Mädchen Rosalia Lombardo, das 1920 starb. Ihr Gesicht ist erstaunlich erhalten, die Wimpern liegen noch auf den geschlossenen Augenlidern. Es wirkt, als würde sie einfach schlafen. Und genau das macht den Unterschied: Hier verschwimmt die Grenze zwischen Leben und Tod.
Persönlicher Moment
Ich ertappte mich irgendwann dabei, mit den Toten zu reden. Nicht laut, aber innerlich. „Wie war dein Leben?“, „Was hast du gesehen?“ – absurde Fragen vielleicht, aber der Ort zwingt einem diese Gedanken auf. Und gleichzeitig: ein seltsames Gefühl der Nähe. Als würde man durch eine Sammlung von Geschichten wandern, die nie ganz verstummt sind.
Beim Hinausgehen fiel mir auf, wie grell das Sonnenlicht plötzlich wirkte. Palermo rauschte wieder in mein Bewusstsein – hupende Motorroller, Stimmen, der Geruch von frittierten Arancini. Aber irgendetwas von der Stille der Katakomben blieb im Kopf hängen.
FAQ – Die Kapuziner-Katakomben in Palermo
Wo genau liegen die Katakomben?
In Palermo, direkt beim Kapuzinerkloster „Convento dei Cappuccini“ im Stadtteil Piazza Cappuccini.
Wie viele Mumien gibt es dort?
Schätzungen sprechen von rund 8.000 konservierten Körpern – Mönche, Adelige, Bürger, Kinder.
Kann man Fotos machen?
Offiziell ist Fotografieren verboten. Manchmal wird es toleriert, aber man sollte den Ort respektieren und lieber auf Bilder verzichten.
Ist der Besuch gruselig?
Das hängt vom eigenen Empfinden ab. Manche empfinden es als makaber, andere als historisch faszinierend. Es ist definitiv kein klassisches „Sightseeing“.
Wie lange dauert ein Rundgang?
Etwa 30 bis 60 Minuten, je nachdem, wie lange man sich Zeit nimmt.
Wann sind die Katakomben geöffnet?
Meist täglich von Vormittag bis Nachmittag. Die genauen Zeiten sollte man vorher online prüfen, da sie variieren können.
Ab welchem Alter ist ein Besuch sinnvoll?
Für kleine Kinder eher ungeeignet. Ab Teenageralter, wenn ein gewisses Verständnis für Geschichte da ist, kann es interessant – aber auch belastend – sein.
Labels:
Palermo, Sizilien, Katakomben, Mumien, mysteriöse Orte, Lost Places Italien, Reisetagebuch
Meta-Beschreibung:
Die Kapuziner-Katakomben in Palermo zählen zu den mysteriösesten Orten Italiens. Tausende Mumien, ein fast unheimliches Stillleben des Todes – faszinierend, beklemmend und einzigartig.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen