Das „Pan de Fighe“ von Aurigo – vergessene Brote Liguriens, die kaum jemand kennt



Das „Pan de Fighe“ von Aurigo – vergessene Brote Liguriens, die kaum jemand kennt


Brot mit Feigen – aber anders, als man denkt

Aurigo ist ein kleines Bergdorf im Hinterland von Imperia, mitten in der ligurischen Macchia. Wenn man dort jemanden nach dem Pan de Fighe fragt, bekommt man kein Dessertbrot mit kandierten Früchten, sondern ein rustikales, dunkles Laibchen, das mehr nach Geschichte schmeckt als nach Zucker.

Das „Brot mit Feigen“ ist dort kein modernes Trendgebäck, sondern ein einfaches, bäuerliches Brot. Grobes Mehl, getrocknete Feigen, ein wenig Olivenöl, manchmal ein Schuss Rotwein. Das Brot sollte früher lange satt machen – ideal für lange Arbeitstage auf den Terrassenfeldern.

Ich habe in Aurigo zum ersten Mal davon gehört, in einer kleinen Bar, wo mittags noch geraucht und laut diskutiert wird. Eine ältere Frau meinte: „Das gibt’s kaum noch. Früher hat’s jede Familie ein bisschen anders gemacht.“ Und genau das macht es spannend: Es gibt kein offizielles Rezept. Nur mündliche Überlieferung, handschriftliche Notizen, Erinnerung.


Brotsorten, die keine Namen tragen

Ligurien ist kein Land der großen Backöfen. Vieles hier wurde früher in Gemeinschaftsöfen gebacken, manchmal nur einmal in der Woche. Entsprechend entstanden Brote, die sich an Klima, Vorräten und den jeweiligen Dorftraditionen orientierten.

Neben dem Pan de Fighe findet man:

  • Pane di Triora, ein dunkles Roggenmischbrot aus dem gleichnamigen Bergdorf – kräftig, leicht säuerlich, oft mit Esskastanienmehl verfeinert.

  • Focaccia di Recco, das Gegenteil davon: hauchdünn, ölig, gefüllt mit frischem Käse. Fast schon eine andere Kategorie.

  • Pane di Gavenola, ein schlichtes Weißbrot mit Olivenöl, manchmal mit Kräutern im Teig.

  • Pane con olive taggiasche, das eher in den Küstenorten gebacken wird – kräftiger Geschmack, feuchte Krume.

Die Rezepte? Meistens nur als vage Richtlinien vorhanden. Mengenangaben: „so viel, bis der Teig richtig ist“. Oder: „so wie meine Nonna es gemacht hat“.


Warum es kaum Rezepte gibt

Ligurische Brote sind Teil einer Kochtradition, die nie für Bücher gedacht war. Das, was in Frankreich in Backkursen perfektioniert wurde, blieb hier handwerklich, improvisiert, familiär. Vielleicht ist das der Grund, warum man online kaum etwas dazu findet.

Viele Dörfer liegen abgelegen, Rezepte wurden mündlich weitergegeben – und verschwanden, als die Leute in die Städte zogen. Heute gibt es manchmal nur noch ein oder zwei Menschen im Dorf, die wissen, wie es „richtig“ geht. Und selbst die sagen: „Es war nie jedes Mal gleich.“


Persönlicher Einschub

Ich habe versucht, ein Pan de Fighe nachzubacken. Zweimal. Beim ersten Mal war’s zu trocken, beim zweiten zu süß. Und trotzdem – beide Male war da dieses Gefühl: Man hält ein Stück Gegend in der Hand. Grob, duftend, ehrlich.
Vielleicht geht’s genau darum. Nicht um Perfektion, sondern ums Machen, Ausprobieren, Weitergeben.


FAQ – Fragen rund um ligurisches Brot

Was ist das Besondere am Pan de Fighe aus Aurigo?
Es kombiniert herzhafte und süße Elemente – grobes Mehl, Feigen, Olivenöl und manchmal Wein. Das ergibt ein Brot, das sättigt und trotzdem aromatisch bleibt.

Gibt es offizielle Rezepte oder Mengenangaben?
Nein. Fast jede Familie hatte ihre eigene Variante. Wenn man Glück hat, findet man handgeschriebene Notizen in alten Haushalten.

Kann man das Brot heute irgendwo kaufen?
Nur selten. Manchmal auf Dorffesten oder in kleinen Bäckereien im Hinterland von Imperia – meist aber nur, wenn jemand das alte Rezept wieder aufgreift.

Wie unterscheidet sich ligurisches Brot von anderen italienischen Broten?
Ligurisches Brot ist oft einfacher, weniger salzig als toskanisches, aber auch weniger „luftig“ als süditalienisches. Der Fokus liegt auf Haltbarkeit und Geschmack, nicht auf Optik.

Warum ist Brot in Ligurien so unterschiedlich von Dorf zu Dorf?
Weil die Topografie Liguriens extreme Unterschiede erzeugt: Küste, Berge, Täler – jedes Gebiet hat andere Zutaten. Dazu kommt, dass viele Orte früher schwer erreichbar waren, also ihre eigenen kleinen Brottraditionen entwickelten.

Wie kann man selbst experimentieren?
Einfach anfangen. Grobes Mehl, Feigen, ein Schluck Olivenöl, etwas Hefe oder Sauerteig. Der Rest ergibt sich. Wichtig: nicht zu glatt, nicht zu „modern“. Dieses Brot lebt von seiner Unregelmäßigkeit.


Fazit

Das Pan de Fighe aus Aurigo und andere ligurische Brote sind stille Zeugen einer Zeit, in der Rezepte nicht im Internet standen, sondern im Kopf. Und vielleicht ist das ihr größter Reiz: Sie fordern uns auf, wieder zu probieren, statt nur zu googeln.


Labels: 

Ligurien, Brot, Pan de Fighe, Aurigo, ligurische Küche, italienische Spezialitäten, traditionelle Rezepte, Slow Food, Regionalität, Backkultur

Meta-Beschreibung:

Das „Pan de Fighe“ aus Aurigo ist ein seltenes ligurisches Brot mit Feigen, das kaum dokumentiert ist. Ein Blick auf vergessene Brotsorten Liguriens – mit Geschichte, Geschmack und persönlichen Einblicken


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