Italien und der 2. Juni: Die Festa della Repubblica als Nationalfeiertag

Italien und der 2. Juni: Die Festa della Repubblica als Nationalfeiertag

Der 2. Juni ist in Italien ein bedeutsamer Nationalfeiertag, bekannt als "Festa della Repubblica" (Tag der Republik). Dieser Tag markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der italienischen Geschichte und symbolisiert den Übergang von der Monarchie zur Republik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Historischer Hintergrund des Referendums von 1946

Am 2. und 3. Juni 1946 fand in Italien ein historisches Referendum statt, das als "Referendum istituzionale" bezeichnet wird. Die italienische Bevölkerung wurde vor die Wahl gestellt, zwischen der Beibehaltung der Monarchie unter dem Haus Savoyen oder der Einführung einer republikanischen Staatsform zu entscheiden. Dieses Referendum war das erste Mal in der italienischen Geschichte, dass auch Frauen das Wahlrecht erhielten.

Das Königreich Italien unter König Viktor Emanuel III. hatte während des Zweiten Weltkriegs eine komplizierte Rolle gespielt. Zunächst Verbündeter Nazi-Deutschlands, wechselte Italien 1943 die Seiten, was zu einer deutschen Besetzung Norditaliens und einem verheerenden Bürgerkrieg führte. Diese traumatischen Erfahrungen trugen maßgeblich zur Diskreditierung der Monarchie bei.

Das Wahlergebnis und seine Folgen

Das Referendum endete mit einem knappen Sieg für die Republik: 12.718.641 Stimmen (54,3 Prozent) sprachen sich für die Republik aus, während 10.718.502 Stimmen (45,7 Prozent) für die Monarchie abgegeben wurden. Besonders deutlich war die geografische Teilung: Der industrialisierte Norden und die Mitte Italiens votierten mehrheitlich für die Republik, während der traditionellere Süden und die Inseln überwiegend für die Monarchie stimmten.

König Umberto II., der erst wenige Wochen zuvor nach der Abdankung seines Vaters Viktor Emanuel III. den Thron bestiegen hatte, verließ noch am 13. Juni 1946 das Land. Er ging ins Exil nach Portugal, wo er bis zu seinem Tod 1983 blieb. Umberto II. ging als "Re di Maggio" (Maienkönig) in die Geschichte ein, da seine Regentschaft nur 34 Tage dauerte.

Gleichzeitige Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung

Parallel zum Referendum fanden Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung (Assemblea Costituente) statt. Diese Versammlung hatte die Aufgabe, eine neue Verfassung für die Republik Italien zu erarbeiten. Die Democrazia Cristiana (Christdemokraten) wurde stärkste Kraft, gefolgt vom Partito Socialista Italiano und dem Partito Comunista Italiano.

Die Verfassunggebende Versammlung arbeitete fast zwei Jahre an der neuen Verfassung, die am 22. Dezember 1946 verabschiedet und am 1. Januar 1948 in Kraft trat. Diese Verfassung bildet bis heute die Grundlage des italienischen Staatswesens.

Enrico De Nicola als provisorisches Staatsoberhaupt

Nach der Proklamation der Republik wurde Enrico De Nicola zum provisorischen Staatschef (Capo provvisorio dello Stato) ernannt. Er übte dieses Amt vom 18. Juni 1946 bis zum 1. Juli 1946 aus, als er zum ersten provisorischen Präsidenten der Italienischen Republik wurde. De Nicola blieb in diesem Amt bis zur Wahl des ersten regulären Präsidenten Luigi Einaudi im Jahr 1946.

Die Etablierung des Feiertags

Der 2. Juni wurde bereits 1946 zum Nationalfeiertag erklärt, um an das historische Referendum zu erinnern. In den ersten Jahrzehnten der Republik war dieser Tag von großer symbolischer Bedeutung und wurde mit militärischen Paraden und offiziellen Zeremonien begangen.

Interessant ist jedoch, dass der Feiertag zwischen 1977 und 2000 auf den ersten Sonntag im Juni verlegt wurde, um die wirtschaftlichen Auswirkungen eines arbeitsfreien Wochentags zu reduzieren. Erst im Jahr 2001 wurde der 2. Juni wieder als fester Feiertag eingeführt.

Moderne Feierlichkeiten

Heute wird die Festa della Repubblica in ganz Italien mit verschiedenen Veranstaltungen begangen. Das Zentrum der offiziellen Feierlichkeiten ist Rom, wo eine große Militärparade entlang der Via dei Fori Imperiali stattfindet. Der italienische Präsident nimmt an einer Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten am Vittoriano teil.

Die Frecce Tricolori, die italienische Kunstflugstaffel, führt traditionell einen spektakulären Überflug über Rom durch und zeichnet dabei die Farben der italienischen Flagge in den Himmel. In ganz Italien finden lokale Veranstaltungen, Konzerte und kulturelle Events statt.

Bedeutung für die italienische Identität

Der 2. Juni symbolisiert nicht nur den politischen Wandel von der Monarchie zur Republik, sondern auch den Beginn des modernen, demokratischen Italien. Das Referendum von 1946 war ein Akt der Selbstbestimmung des italienischen Volkes und markierte den endgültigen Bruch mit dem faschistischen Regime und der kompromittierten Monarchie.

Besonders bedeutsam war auch die Tatsache, dass erstmals in der italienischen Geschichte Frauen wählen durften. Etwa 13 Millionen Frauen gingen zur Wahl, was einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung darstellte.

Verfassungsrechtliche Grundlagen

Die neue republikanische Verfassung von 1948 etablierte Italien als demokratische Republik mit einem parlamentarischen System. Sie garantierte umfassende Grundrechte und schuf ein System der Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative. Die Verfassung betont die Bedeutung der Arbeit, der sozialen Gerechtigkeit und der regionalen Autonomie.

Der erste Artikel der Verfassung lautet: "Italien ist eine demokratische, auf die Arbeit gegründete Republik. Die Souveränität gehört dem Volk, das sie in den Formen und Grenzen der Verfassung ausübt." Dieser Artikel spiegelt die Werte wider, die am 2. Juni 1946 zum Ausdruck kamen.

Internationale Anerkennung

Die internationale Gemeinschaft erkannte die neue Italienische Republik schnell an. Bereits 1947 wurde Italien Mitglied der Vereinten Nationen, und 1949 trat das Land der NATO bei. Die erfolgreiche Transformation zur Demokratie war ein wichtiger Schritt für Italiens Rehabilitation nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Festa della Repubblica ist somit nicht nur ein nationaler Gedenktag, sondern auch ein Symbol für Italiens erfolgreiche Integration in die westliche Staatengemeinschaft und die europäische Familie demokratischer Nationen.

Fazit

Der 2. Juni 1946 war ein Wendepunkt in der italienischen Geschichte. Das Referendum über die Staatsform und die gleichzeitigen Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung legten den Grundstein für das moderne, demokratische Italien. Die Festa della Repubblica erinnert jährlich an diesen historischen Moment und an die Werte der Demokratie, Freiheit und Bürgerbeteiligung, die das republikanische Italien prägen.


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Meta-Beschreibung: Der 2. Juni ist Italiens Nationalfeiertag Festa della Repubblica. Erfahren Sie alles über das historische Referendum von 1946, das Ende der Monarchie und die Geburt der italienischen Republik.



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