TAGEBUCH EINER WANDERUNG – Von Matera nach Montescaglioso

TAGEBUCH EINER WANDERUNG – Von Matera nach Montescaglioso

Eintrag 1: Matera – Erwachen in Stein

Datum: 11. April

Ich erwache früh in Matera. Der Himmel ist von einem zarten Hellblau, als ich aus dem Fenster der „Casa Grotta“ blicke. Der Blick fällt auf die zerklüfteten Häuser der Sassi – jene berühmten Höhlensiedlungen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Matera scheint nicht nur alt, sondern zeitlos.

Startpunkt der Wanderung:
Ich beginne um 08:00 Uhr an der Piazza San Pietro Caveoso, direkt am Rand der Felsenkante. Von hier führt mich der erste Abschnitt hinab in die Gravina-Schlucht – durch den offiziellen Pfad, der Teil des Sentiero 406 ist. Ziel: Montescaglioso, südöstlich gelegen, etwa 17 km entfernt. Es wird ein langer Wandertag.


Eintrag 2: Querung der Gravina – Früher Schweiß, frühe Stille

Uhrzeit: 08:30 – 09:15

Der Weg führt zunächst steil bergab durch Geröllpfade. Schon nach wenigen Minuten überquere ich eine kleine Hängebrücke über die Gravina. Die Natur ist wild, verwittert, die Vegetation trocken, durchzogen von Thymian, Rosmarin und stacheligen Gräsern.

Pfadwahl:
Ich folge dem Sentiero 406, einem offiziellen Wanderweg durch den Parco della Murgia Materana. Schilder sind vorhanden, aber rar – GPS-Tracking ist hilfreich. Ich nutze eine GPX-Datei, geladen über Komoot.

Schwierigkeitsgrad:

  • Erste 3 km: moderat (steiler Abstieg, Felsplatten, lose Steine).

  • Wanderschuhe mit griffiger Sohle: Pflicht.

  • Stöcke hilfreich, besonders im Abstieg.


Eintrag 3: Höhlenkirchen und Felsheiligtümer

09:30 – 10:30 Uhr

Ich stoße auf erste Zeugnisse uralter Frömmigkeit: Santa Maria degli Angeli, eine kleine Höhlenkirche mit byzantinischen Fresken. Kein Dach, keine Fenster, nur Fels und Farbe.

Hier bleibe ich still. Nur mein Atem und das Zirpen von Grillen begleiten mich. Weiter führt der Weg durch offenes Terrain – mediterrane Macchia, verstreute Olivenbäume, gelegentlich wilde Mandelbäume.

Empfehlung:

  • Frühstart, da kaum Schatten.

  • 1,5 Liter Wasser mitführen, besonders im Frühjahr und Herbst.

  • Kein Mobilfunk, aber Offline-Karten via Organic Maps oder Komoot.


Eintrag 4: Aufstieg zum Piano della Civita

11:00 – 12:30 Uhr

Nun beginnt der Aufstieg zur Hochfläche von Piano della Civita, einem karstigen Plateau mit Blick über die ganze Schluchtlandschaft. Die Landschaft verändert sich schlagartig: Wiesen, flache Felsformationen, einzelne Schafherden und Wind.

Ein Hirte grüßt mich auf Italienisch. Wir tauschen Wasser gegen Mandeln. Ich fühle mich wie ein Zeitreisender.

Technische Daten des Abschnitts:

  • Distanz: ca. 6 km

  • Höhenunterschied: etwa 250 m

  • Schwierigkeit: moderat (Felsplatten, Orientierung erforderlich)


Eintrag 5: Rast im Schatten einer verlassenen Masseria

13:00 Uhr

Ich finde Schutz unter einer alten Eiche nahe der Masseria Sant’Angelo, heute nur noch Ruine. Ich esse getrocknete Feigen und Pecorino aus Matera, trinke den Rest meines Wassers.

Wichtig zu wissen:

  • Keine Einkehrmöglichkeit unterwegs

  • Keine Brunnen, keine Quellen

  • Proviant für den Tag ist Pflicht


Eintrag 6: Murgia Alta – Der lange Weg durch offene Felder

13:45 – 15:30 Uhr

Der weitere Weg verläuft nun über die offene Hochebene der Murgia. Nur leichte Hügel, kaum Höhenmeter, aber gnadenlos exponiert.

Die Sonne steht nun hoch. Ich erkenne in der Ferne bereits das Silhouette von Montescaglioso – die große Benediktinerabtei thront auf einem Hügel wie ein Wächter.

Ausrüstungstipp:

  • Sonnenhut und Sonnencreme (SPF 50)

  • Lange, leichte Kleidung gegen Insekten und Hitze


Eintrag 7: Ankunft in Montescaglioso

16:00 Uhr

Ich betrete Montescaglioso über einen alten Maultierpfad. Die Straßen sind ruhig. Ich steuere direkt die Abbazia di San Michele Arcangelo an – ein wuchtiger Bau mit romanischer Fassade und verwitterten Mönchszellen.

Ich lasse mich auf eine Bank sinken. Die Stille ist vollkommen.


Zusätzliche Informationen zur Route Matera – Montescaglioso

AbschnittDistanzZeitHöhenmeterSchwierigkeitsgrad
Matera – Gravina2 km30 min↓150 mmittel
Gravina – Civita4 km1,5 h↑250 manspruchsvoll
Civita – Murgia Alta7 km2 hflachleicht
Murgia – Montescaglioso4 km1 h↓150 mmittel


Gesamtdistanz: ca. 17 km
Gesamtdauer: ca. 6–7 Stunden (mit Pausen)
Empfohlene Startzeit: spätestens 08:00 Uhr


Ausrüstungsempfehlungen im Überblick

AusrüstungEmpfehlung
SchuheKnöchelhohe Wanderschuhe mit gutem Profil
Rucksack20–25 l, Tagesrucksack mit Hüftgurt
StöckeEmpfohlen, besonders in der Gravina
WasserMindestens 1,5 l pro Person
ProviantEnergiereiche Snacks, Brot, Käse, Obst
NavigationOffline-Karten: Komoot oder Organic Maps
SonnenschutzHut, Creme, Sonnenbrille
SicherheitsausrüstungErste-Hilfe-Set, Pfeife, Taschenmesser


Beste Reisezeit

  • Frühling (März–Mai): Wildblumenblüte, angenehme Temperaturen, wenig Besucher

  • Herbst (September–November): klare Sicht, angenehme Wärme, ruhige Wege

  • Sommer meiden: sehr heiß, kein Schatten, kein Wasser

  • Winter: theoretisch begehbar, aber matschig und unbeständig


Unterkunft

Matera (vor der Wanderung):

  • „Le Dodici Lune“ – Grottenhotel mit Frühstück

  • „Casa Noha“ – perfekt gelegen, ruhig

Montescaglioso (nach der Wanderung):

  • „B&B Il Borgo Ritrovato“ – familiär, gutes Frühstück

  • „Agriturismo Tenuta La Volpe“ – ländlich, nah am Nationalpark


Fazit

Die Wanderung von Matera nach Montescaglioso (Basilikata) ist keine Tour für Instagram-Reisende. Sie ist staubig, einsam und ehrlich. Wer sie geht, begegnet nicht nur der Landschaft, sondern auch sich selbst – über karge Höhen, vergessene Höhlenkirchen und unter einem Himmel, der Raum lässt zum Denken.



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